Gedenkkreuz an Oscar von Baldinger

Gedenkkreuz an Oscar von Baldinger - Bild

Im Forstgebiet „Herrengehau“ am Weg um den Unterberg steht das steinerne Gedenkkreuz mit der Inschrift:

Hier starb Oscar von Baldinger durch einen Schuß getödtet am 10. August 1871

Der ledige Weber Peter Eichinger aus Münsterhausen war den Jägern und königlichen Revier-Förstern als Wilderer bestens bekannt. Immer wieder schlug er ihnen ein Schnippchen, selbst als ihn von Baldinger bis nach Hause verfolgte, konnte das erlegte Wild (ein Rehbock) nicht gefunden werden und auch von der Waffe war keinerlei Spur zu entdecken. Der Jäger fragte: „Wer hat geschossen?“ Die Mutter schaukelte sanft die Wiege und sagte: „Gschissa - gschossa, gwirkt hand meine Buaba!“ In der Wiege befanden sich Bock und Gewehr. Der wieder einmal blamierte Jäger soll dem Peter gedroht haben.

Am 10. August 1871 wurde Peter Eichinger von dem königlichen Forstgehilfen Oscar von Baldinger auf frischer Tat ertappt und es gab kein Entrinnen. Eichinger schoss als erster mit seiner Schrotflinte und traf den königlichen Forstgehilfen. Er machte sich in Windeseile auf den Weg in das Gasthaus. Unmittelbar bei seinem Eintreffen fragte er die Wirtin nach der Urzeit und sie sagte ihm, dass er nur auf die Uhr schauen sollte, er wisse doch wo dieselbe hängt! Durch diese Zeugenaussage konnte er es zeitmäßig nicht gewesen sein. Dass er den Weg in einer derartigen Rekordzeit zurückgelegt hatte, hielten alle Beteiligten für unmöglich.

Der herrschaftliche Revierförster Ferdinand Fischer aus Thannhausen, er befand sich in der Nähe und hörte den Schuss, fand wenig später den toten Oscar von Baldinger, dieser war verblutet. Dr. Hermann Hagen, er war ebenfalls kurz darauf hinzugekommen, konnte als Todesursache einen Schrotschuss in die linke Seite feststellen. Landrichter Jaud von Krumbach ließ den Wilderer festnehmen und es fand sich nach längerem Suchen ein Fragment aus einer Zeitung an der Stelle von der aus der Täter geschossen hatte. Die Zeitung aus der das Stück zum Stopfen der Büchse gerissen war, fand man hinter dem Spiegel bei den Eichingers in der Wohnung. Der Leichnam des  29jährigen Oscar von Baldinger wurde am 12. August 1871 nach Neu-Ulm überführt und dort am nächsten Tag begraben.

Am 21. Dezember 1871 verurteilte das Schwurgericht von Schwaben und Neuburg, unter Vorsitz von Richter Wagner, den Wilderer wegen Mordes zum Tode. Das Begnadigungsrecht stand dem bayerischen König Ludwig II. zu, dieser übte es im Fall Eichinger aus und so wurde das Urteil nicht vollstreckt. Die Gründe, die den König dazu bewogen sind nicht bekannt. Nach der Verbüßung einer längeren Zuchthausstrafe, während dieser sich der Weber (Wirker) im Fertigen von kunstvollen Altartüchern einen Namen gemacht hatte, kam er frei und heiratete am 9. November 1885 die ledige Dienstmagd Anna geb. Z. aus Reichertsried. Beide hatten acht Kinder, von denen drei starben. Eichinger starb am 24. Juli 1916 und seine um 16 Jahre jüngere Frau am 15. Juli 1942.


Quellen: Gerichtsprotokolle und Überlieferung
Zusammenstellung: Eugen Miller, Chronik Markt Münsterhausen
Bild: Anton Hofmiller

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