Besuch des „Schwäbischen Altöttings" - der Frauenkirche zu Münsterhausen
Die Gnadenstätte „Unserer Lieben Frau" zu Münsterhausen liegt ein wenig erhöht an der Hauptstrasse. Sie hat keine aufwendige Fassade. Sie wirkt einzig durch ihre architektonische Form. Über einer durch sechs ovale Fenster gegliederten Fassade erhebt sich ein barocker Giebel, aus dessen oberstem Geschoss ein Dachreiter aufwächst, der mit einer Zwiebelhaube bekrönt ist. Die Schönheit der Frauenkirche in Münsterhausen liegt nicht so sehr an ihrem äußeren Erscheinen sondern an ihrer inneren Pracht und Schönheit.
Wer sie betritt, ist beeindruckt von dem reichen Wessobrunner Stuck und den wuchtigen ebenholzartigen Seitenaltären, die den Raum beherrschen. Das Langhaus der Wallfahrtskirche ist ein weiträumiger Saal, der über eine Korbbogenöffnung mit der als Chor genutzten Gnadenkapelle im Osten verbunden ist. Die nach Altöttinger Vorbild als oktogonaler Zentralraum angelegte Gnadenkapelle besitzt sechs halbrunde, in das Mauerwerk eingetiefte Nischen. Die Belichtung der mit einem flachen Gewölbe versehenen Kapelle erfolgt über zwei Rundbogenfenster.
In den Nischen stehen die Statuen der hl. Theresia von Avila, der hl. Mutter Anna, des hl. Aloysius und des hl. Josef. Auf dem Altar steht in einer Öffnung über dem Tabernakel das Bild „Unserer Lieben Frau" von Altötting mit dem göttlichen Kind. In der Linken trägt Maria das Szepter, auf dem Haupt eine geschnitzte Krone.
Wie in Altötting ist das Gnadenbild überwölbt von einer aus Silber- und Goldblech geformten Reliefdarstellung der Krönung Mariens im Himmel, wobei die Gekrönte im Gnadenbild selbst dargestellt ist. Gottvater und Christus halten die Krone, über welcher der Heilige Geist in Gestalt der Taube schwebt. Von ihm gehen - ähnlich wie in Altötting - drei Stahlen aus, auf denen die Worte zu lesen sind: „Die Patris filia" - „Spiritus sancti sponsa" - „Dei filii Mater" (Gottvaters Tochter - Des Heiligen Geistes Braut - Des Gottessohnes Mutter).
Neben den Säulen, welche die Marienkrönung flankieren, stehen große Figuren der Augsburger Bistumsheiligen Ulrich und Afra und zu beiden Seiten des Tabernakels Johannes der Täufer und Johannes der Evangelist. Das Antependium zeigt den Tod Mariens.
Das Langhaus wird vor allem von zwei wuchtigen ebenholzartigen Seitenaltären sowie von der wunderschönen Wessobrunner Stuckatur beherrscht.
Der linke Seitenaltar ist dem hl. Leonhard geweiht. Dem Bauernheiligen und Schutzpatron der Tiere und Gefangenen wird hier eine ganz eigene Rolle zugeteilt: Als Beschützer der werdenden Mütter und der Neugeborenen. Auf dem Bild zeigt ihm eine Mutter ihr neugeborenes Kind. Es mag sein, dass es damals in Hausen Probleme gegeben hat, als man die St. Leonhardskapelle abgerissen, um der Frauenkirche Platz zu machen. Die Verehrer des Heiligen wurden durch einen eindrucksvollen Leohnardsaltar entlohnt, auf dem noch die Heiligen Antonius und Sebastian als besondere Fürsprecher in menschlicher Not verewigt sind.
Freilich nicht Maria und die Heiligen sind das eigentliche Zentrum. Dies sucht das Kreuzigungsgruppe über der Nische des Gnadenaltares und der zweite Seitenaltar zu verdeutlichen: Jesus Christus ist die Mitte. Der rechte Seitenaltar ist ein Christus-Altar, ganz auf das Geheimnis des Todes und der Auferstehung hindeutend. Das Antependium zeigt die Kreuzigung, das Hauptbild die Beweinung, der Auszug die Grablegung. Als Krönung steht zwischen zwei Engeln der Auferstandene Christus.
Wenden wir auch der schönen Kanzel einen Blick zu. An der Brüstung halten Engel Kreuz, Stern und Herz als Symbole der göttlichen Tugenden: Glaube, Hoffnung und Liebe. Zwei große Engel tragen den Schalldeckel, den wiederum schöne Engelsgestalten zieren. Die Kanzel ist bekrönt von einem strahlenden Cherub des Gerichts mit der Posaune in der Rechten.
Noch weitere schöne Bilder und fgürliche Darstellungen umhütet die Kirche wie z. B. Hl. Barbara, Hl Florian, Hl. Nepomuk, Hl. Wendelin und den Hl. Bruder Klaus von Flüeli.
In den Deckengewölben leuchten aus dem reichen Wessobrunner Stuck die Geheimnisse des freudenreichen Rosenkranzes. Die kurz vor 1708 zu datierenden Deckengemälde sind in Ölfarbe auf Leinwand gefertigt. Das mittlere Ovalgemälde stellt die Krönung Mariä durch die Hl. Dreifaltigkeit dar.
Die Frauenkirche ist ein Juwel besonderer Art, eine Kirche, die zum Verweilen und Meditieren einlädt. Sie vermittelt auch eine besondere Botschaft, die manchen Besucher nachdenklich stimmen kann. Ob das Leben und frühe Sterben der Stifterin dieses Gnadenortes, ob das Sterben kurz vor der Fertigstellung ihres Erbauers H. H. Pfarrer Wolfegg, ob das schicksalhafte Leben des letzten Sprossen der Heidenheimer, der hier in der Frauenkirche seine letzte Ruhestätte gefunden hat, ob die vielen werdenden Mütter und diejenigen, die den starken Wunsch nach einem Kind in ihren Herzen getragen und hier auf die Fürsprache der Muttergottes eine Stärkung und Hilfe erfahren haben, das „Schwäbische Altötting" oder die schöne, barocke Kirche zu „Unserer Lieben Frau" in Münsterhausen birgt in sich manche Geheimnisse, die der neue, unscheinbare Volksaltar und die Botschaft mancher Bilder kundtun: „Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt. Ich will euch Ruhe verschaffen."
Geschichte der Kirche Unserer Lieben Frau zu Münsterhausen
Die Frauenkirche in der Marktgemeinde Münsterhausen an der Mindel gilt als ein Kunstdenkmal seltenen Stiles. Mit ihr ist ein wertvolles Juwel, eine Kostbarkeit, der Nachwelt erhalten worden.
Eng verbunden mit den Kirchen in Münsterhausen ist das Geschlecht der Heidenheimer, die im Jahr 1659 das Lehen hier übernahmen.
Am 18. November 1686 heiratete Christopherus Marquart Alexander von Heidenheim seine Johanna Franzisca, eine geborene Baroness von Welden (Kleinlaupheimer Linie) und sie gebar ihm sieben Kinder. Nach den letzten beiden Schwangerschaften, die Mädchen kamen am 13. Februar 1695 und am 8. Juni 1696 zur Welt, hatte die Freifrau, da ihre beiden Knaben kurz nach der Geburt gestorben sind: fünf Mädchen und keinen Stammhalter.
Am 13. Februar 1695 ist Freifrau Johanna Franziska von Heidenheim im Wochenbett derart krank geworden, dass die Ärzte alle Hoffnung aufgegeben hatten, sie noch einmal retten zu können. So verlobte sie sich nach Altötting zum wundertätigen Gnadenbild und fand Hilfe.
Jetzt wollte sie das Abbild der Muttergottes von Altötting für immer in ihrer Nähe haben, um jedem „die größte Liebe und Verehrung zur göttlichen Mutter einzuflößen". Sie erbat von den Verantwortlichen des bayerischen Wallfahrtortes eine geweihte Kopie des Gnadenbildes. Sie erhielt diese durch den Kustos Baron von Gumberg. Sie ließ für die erbetene Gabe im Ortsteil Hausen nach den Maßen des Altöttinger Oktogons eine Kapelle erbauen.
Am 24. September 1699 wurde die Nachbildung des Gnadenbildes vom Kustos Baron von Gumberg geliefert und feierlich aufgestellt.
Um dem einsetzenden Strom der Pilger zum „Schwäbischen Altötting" gerecht zu werden, legte H. H. Pfarrer Michael Wolfegg im Auftrag von Freifrau Johanna Franzisca von Heidenheim, geb. Baronin von Welden den Grundstein zum Bau des Langhauses an die Gnadenkapelle. Schon am 28. November 1699 kamen die ersten Steinlieferungen aus der Ziegelei. Der fürstbischöfliche Baumeister Valerian Brenner aus Vorarlberg, der sich in Günzburg niedergelassen hatte und der Stukkateur Hans-Jörg Brix, schufen ein herrliches Werk barocker Baukunst, welches durch eine Türe und ein Fenster mit der achteckigen Kapelle verbunden war. Die Bauzeit dauerte bis 1708 und die Einweihung durch den Weihbischof Johannes Casimirus Röls fand am 28. Oktober 1708 statt. Die Freifrau erlebte dieses Fest nicht mehr, denn sie verstarb schon am 18. Februar 1700 als ...... und hinterließ keinen Stammhalter. Der Pfarrer und Bauherr der Frauenkirche Michel Wolfegg erlebte auch nicht den lang ersehnten Tag der Einweihung dieses Gnadenortes. Er starb überraschend am 29. August 1708. Sein gut erhaltenes Grabstein in der Pfarrkirche St. Peter und Paul zeugt von diesem großartigen Priester und Seelsorger.
Das Geschlecht der Heidenheimer erlosch mit dem Tod des erst 23-jährigen Johannes Ludovicus, am 12. April 1789. Er liegt in der Frauenkirche begraben und sein Epitaph gibt Zeugnis von seiner Religion und Menschenliebe.
Die einzige bedeutende bauliche Veränderung tätigte man in den Jahren 1901/02. Bis zum Jahr 1901 war die Marienkapelle vom Langhaus getrennt und nur durch eine Tür zu betreten. Durch ein Fenster konnte man hineinschauen. Im Rahmen einer Renovierung wurde der Durchbruch zur Kapelle mittels eines Bogens geschaffen, der dem Besucher eine veränderte Raumwirkung der beiden Sakralräume als Einheit vermittelt. Der Altar wurde restauriert und in die Mitte der Kapelle gesetzt. Seit Weihnachten 1902 gilt er als Hoch- und Zelebrationsaltar.
Auch in der Neuzeit erfahren wir von großen Bemühungen um das Gotteshaus. So wurde 1949 die große Mauer zum Friedhof im Osten und die Lourdes-Grotte errichtet. 1965 fielen die Kastanien der Axt zum Opfer und so konnte man 1968 mit der Außenrenovierung beginnen.
Dabei kam der Anbau der Sakristei und der Einbau einer Heizung zustande. In den Jahren 1970 bis 1972 unterzog man das Innere der Kirche einer Generalrenovierung. Diese wurde hauptsächlich von ortsansässigen Firmen ausgeführt. Der Abschluss konnte am 29. Oktober 1972 mit dem Bischofsbesuch von H. H. Dr. Joseph Stimpfle gefeiert werden.
Am 26. Sept. 1997 erfolgte die Gründung des „Fördervereins Frauenkirche Münsterhausen e. V.", denn gründliche Renovierungsarbeiten waren nötig geworden. Die Außenrenovierung begann im Mai 1998 und fand im November 1998 ihren vorläufigen Abschluß. Im April 1999 startete die komplette Innenrenovierung mit Säuberung und Ausbesserung des Stucks. Die Freilegung der Fundamente zur Austrocknung ging im Juni 1999 über die Bühne.
Im gleichen Monat konnte die vom Förderverein veranlasste Prägung der Gedenkmünze „300 Jahre Altöttinger Mutter Gottes in Münsterhausen" herausgegeben werden. Sie ist eine Erinnerung von bleibendem Wert und der Erlös konnte zur Deckung der Renovierungskosten verwendet werden.
Für den gleichen Zweck fand die beachtenswert erwirtschaftete Summe, beim Anfang Juli 1999 durchgeführten 2. Marktfest. Hier beteiligten sich alle Vereine in vorbildlicher und dankenswerter Weise.
Am 24. September 1999 waren es 300 Jahre seit dem Einzug des Gnadenbildes der Gottesmutter in Münsterhausen und H. H. Pfarrer Mirko Cavar nahm dies zum Anlaß, mit der restaurierten Statue der Muttergottes in die Kirche einzuziehen und eine Gedenkandacht zu feiern. Im November desselben Jahres fanden die Generalrenovierungsarbeiten ihren Abschluss. Am Christkönigsonntag, 21. November 1999 kam H. H. Weihbischof Josef Grünwald aus Augsburg, weihte den neu errichteten Volksaltar und segnete das in neuem Glanz erstrahlende Gotteshaus.
Für unsere Kirchen (Pfarrkirche und Frauenkirche) wurde am 20. Januar 2000 der vom PEDA-Verlag gefertigte Kirchenführer der Öffentlichkeit vorgestellt. Bei bestehendem Interesse über Ausstattung, Bauausführung und weiteren interessanten Informationen, können wir denselben empfehlen.
Quellen: Kirchenchronik Münsterhausen
Archiv der Diözese Augsburg
Staatsarchiv Augsburg
Text: Eugen Miller, Chronik Markt Münsterhausen